Vesta International Veterans’ Head 2012

Einmal auf der Themse rudern, auf der legendären Strecke des Oxford and Cambridge Boat Race, dem Championship Course – welcher Freund des Rückwärtsfahrens hat nicht auch schon davon geträumt?

Neben den Männer-, Frauen- und Skull-Rennen gibt es jedes Jahr auch eine Regatta für Masters-Achter, den Veterans, wie die Engländer sie charmant bezeichnen. Ein würdiges Projekt für den Breitensport-Achter!

Die Crew des Breitensportachters
Die Crew des Breitensportachters

Schon früh fingen wir mit dem Organisieren an, schließlich wollten wir ein Boot mit Steuermann vor Ort mieten und uns den mühsamen Transport per Hänger sparen. Und wir hatten Glück: Nach vielen Emails bekamen wir die Zusage für einen Achter der Sons of the Thames. Schnell noch Hostel und Flug gebucht und die Urlaubstage eingereicht, dann konnte es losgehen!

Wir reisten bereits Freitag an und starteten mit einer ersten kleinen Sightseeing-Runde. Samstag konnten wir die Rennstrecke in Aktion sehen und unsere drei RG-Jungs im Esslinger Boot beim Head of the River Race anfeuern.

Wir waren alle gespannt darauf, anschließend unser Boot und unseren Steuermann Trevor kennenzulernen. Wie sich herausstellte, ist Trevor ein alter Hase, er kennt den Tideway und dessen Differentialströmungen wie seine Westentasche. Seine speckige neongelbe Daunenjacke leuchtete weit über die Themse und ließ einige Ruderer aus anderen Booten ihren einstigen Steuermann erkennen. Mit seinen 60 Jahren hat Trevor schon viele Heads kommen und gehen sehen. Was für ein Glück für uns! So brauchten wir uns (außer um das Rudern) um nichts anderes mehr zu kümmern, Trevor hatte alles und uns fest im Griff.

Nach einem kurzen Training ließen wir uns erstmal im gemütlichen Bootshaus-Pub nieder.

Sonntag war dann der große Tag! Sogar die Sonne machte mit an diesem sonst wettermäßig eher durchwachsenen Wochenende.

Wir hatten auf unergründliche Weise den Startplatz 2 unter den 230 Achtern ergattert, die Veranstalter ließen aber mit sich reden und wiesen uns den letzten Platz in der Masters A-Division zu, die Nr. 9, schließlich waren wir eine gemischte Crew mit drei Frauen, knapp an der Mixed-Kategorie vorbei…

Trevor, unser Steuermann
Trevor, unser Steuermann

Wenigstens mussten wir so nicht lange warten und konnten direkt auf die Strecke gehen, zwischen den anderen an beiden Ufern aufgereiht wartenden Achtern hindurch. Trevor hatte einen perfekten Kurs eingeschlagen und hielt uns immer gut in der Strömung. Begleitet von seinem „Schiebet, meine Stuttgarter, lang und stark…“ ruderten wir, was das Boot hergab. Nach seiner ausführlichen Rennanalyse verloren wir leider „12 Sekunden zwischen Hammersmith und Fulham (von km 4,5 bis 5,3). Dies war als Nr. 12 uns gestoert hat“. Nach jedem geruderten Kilometer rief uns Trevor die verbleibende Zeit zu, so konnten wir unsere Kräfte ideal einteilen. Dass es am Ende nur zu Platz 126 reichte, erklärt Trevor so: „Spaeter Start fuer diesen Rennen gab viel besser End. Mit Excel habe ich gerechnet Start Nr. – End Nr. – fuer alle Boote. Fuer eine typische Mannschaft, die z.B. Nr. 200 gestartet hat, es war wahrscheinlich nahe bei 100 in der Endordnung. Die gemischte und Frauen Mannschaft mit bessere Zeiten als wir, waren in der Naehe von 160 bis 180 gestartet. Mit soviel groesser Stroem, sie sollten natuerlich auch in der Naehe von 100 enden.“

Wie dem auch sei, ein großartiges Erlebnis war das Rennen allemal!

Nach unserer Rückkehr in das Bootshaus führte uns unser Weg wieder direkt in den Vereins-Pub, wo wir mit den anderen Gästemannschaften aus Italien und Nordengland das Rennen Revue passieren ließen.

Wir gönnten uns noch einen Tag London-Urlaub, den die Jungs in Greenwich und auf einem Themsekatamaran verbrachten, die Mädels, nun ja, beim Shoppen, bevor wir uns in den Flieger zurück nach Stuttgart setzten.

Aber jetzt haben wir ein Problem: Wir wollten doch eigentlich nur einmal in unserem Leben auf der Themse rudern. Die Ideen für die Tideway-Rennen im nächsten Jahr sprudeln allerdings jetzt schon wieder…

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