Was macht der Ruderer, wenn es draußen warm, schön und windstill ist? Ganz klare Sache: Er geht in eine stickige, laute Halle und rudert auf dem Ergometer.
Hört sich wie ein schlechter Witz an, ist aber dieses Jahr aufgrund des milden Winters leider des Öfteren so gewesen. Man könnte natürlich einfach abmelden, aber das Rudern in der Halle hat sich auch zu einer wichtigen Standortbestimmung im Winterhalbjahr entwickelt und wird teilweise vom Verband auch als verpflichtend für Kadersportler erklärt. So musste Florian Roller zum Finale der deutschen Ergocupserie am 2. Februar nach Kettwig reisen, weil der komplette Leichtgewichtskader des Deutschen Ruderverbands startverpflichtet wurde. Bei 60 gemeldeten Leichtgewichtsruderer der Männerklasse – Skull- und Riemenbootsgattungen zusammengefasst – belegte er einen 15. Platz, wurde drittbester U23-Ruderer und fuhr persönliche Bestzeit. Ein Auftakt nach Maß im nationalen Vergleich und ein hervorragend gefahrenes Rennen von Florian, der inzwischen seinen Frieden mit dem früher ungeliebten Ergowettbewerb schließen konnte.
Auch Ludwigshafen am 18. Januar war ein wichtiger Test für die Ruderer und Ruderinnen der Stuttgarter Rudergesellschaft. Florian hatte dort bei den „leichten Männern“ noch knapp gegen den erfahrenen Michael Wieler aus Wetzlar verloren. In Kettwig konnte er dann den Spieß umdrehen. Florian hatte in Ludwigshafen außerdem noch im Sprint über 350m gemeldet, den er in Abwesenheit von Michael Wieler klar gewinnen konnte.
Ebenfalls in der Leichtgewichtskategorie, aber erst in ihrem ersten Junior-B-Jahr, startete Lina Warth bei den 15/16-Jährigen. In dem qualitativ sehr gut besetzten Rennen belegte sie den fünften Platz und blieb deutlich unter der für die 1500m dieser Klasse magischen Grenze von 6 Minuten. Und noch ein „Leichter“ fuhr mit persönlicher Bestzeit unter die Top 10 von 43 am Start gewesenen „Dünnbeinen“ bei den 15/16Jährigen. Moritz Marchart zeigte ein starkes Rennen und durfte sich am Ende über einen 9. Platz in der größten Konkurrenz des Ergocups in Ludwigshafen freuen. Im selben Rennen belegte der ein Jahr jüngere Clemens Hoyer Platz 37. Bei den 14jährigen Mädchen dominierten die Mädels aus Hessen und der Pfalz. Zwar hatten unsere Starterinnen Laura Schildheuer und Sophia Maier im baden-württembergischen Duell gegen eine Ruderin aus Lauffen die Nase vorne, aber das reichte nur zu Platz 5 und 6 im Sieben-Boote-Feld. Genau in der Mitte des Feldes, nämlich als Vierte im Acht-Boote-Feld, kam bei den 14jährigen „leichten“ Mädchen Franziska Schmidt ins Ziel. Fünf Sekunden fehlten ihr auf der 1000m Strecke am Ende für einen Podestplatz.
Das Niveau in Ludwigshafen war wie gewohnt hoch, denn der gesamte Südwesten schickte seine Hoffnungsträger auf die virtuelle Ruderstrecke mit dem Concept2-Ruderergometer. Drei Wochen später beim Ergocup in Neckarelz am 8. Februar waren die Vorzeichen etwas anders. Der Ergowettkampf in Neckarelz hat sich über die Jahre als Nachwuchs- und Vereinswettbewerb etabliert. Deshalb hatte die Stuttgarter RG über das ganze Spektrum der Meldemöglichkeiten außer der abschließenden Ergo-Team-Staffel gemeldet. Das hat uns im Endeffekt den zweiten Platz in der Mannschaftswertung gekostet. Aber auch mit dem dritten Platz und dem damit verbundenen Geldpreis war man sehr zufrieden, denn damit waren die Meldekosten wieder bis auf den letzten Cent hereingerudert.
Diesen Erfolg machten ein paar schön herausgeruderte Siege und weitere gute Platzierungen möglich. Laura Schildheuer gewann in einem taktisch klug geruderten Rennen bei den 14Jährigen und fing die zwischenzeitlich weit enteilte Ruderin aus Nürtingen noch auf dem letzten Teilabschnitt der 1000m-Strecke ab. Auch Emil Schmidberger fuhr taktisch diszipliniert und setzte sich bei den 17/18jährigen Junioren auf den letzten 500m der 2000m Strecke ab. Mit neuer persönlicher Bestzeit kam er als Erster ins Ziel und auch Dominik Köpple fuhr im selben Rennen eine persönliche Bestleistung und sicherte sich den dritten Platz. Lina Warth bestätigte ihre gute Leistung von Ludwigshafen mit einem klaren Start-Ziel-Sieg im „leichten“ Einer der 15/16-Jährigen und machte den dritten Sieg für Stuttgart perfekt. Felix Kobler holte Silber bei den 17/18jährigen Leichtgewichts-Junioren. Einen weiteren zweiten Platz bei den 15/16jährigen Juniorinnen ruderte Sarah Hipp heraus, indem sie sich nicht durch das hohe Anfangstempo der Konkurrenz irritieren ließ. Am Ende konnte sie alle bis auf die Siegerin wieder einfangen. Ihre Schwester Laura Hipp konnte bei den 17/18jährigen Leichtgewichts-Juniorinnen um die Podestplätze mitfahren, aber am Ende jubelte auch sie über eine persönliche Bestzeit, auf dem von ihr ungeliebten Ergometer. Mathias Mages versuchte sich als „Dünnbein“ über die 30 Minuten Langdistanz. Da es keine Leichtgewichtsklasse gab, musste er gegen den Cannstatter Jörn Michel in der offenen Mastersklasse antreten. Er konnte lange mithalten, aber letztendlich setzte sich der schwerere Ruderer aus Cannstatt durch.