Spirit, Spaß und frische Dosenbirne

Schon während der (übrigens ausgezeichneten) Ruderkurse fällt unweigerlich irgendwann dieses sagenumwobene Wort: Breisach.

Was hat es denn damit nur auf sich?

Wie wäre es hiermit:
ier
udern
ssen
dylle
kiff
uftauen
hillen

undemüde

Fragen wir lieber das allwissende Internet: In einem von Kaiser Valentinian I. erlassenen Edikt vom 30. August 369 wird Breisach erstmals urkundlich als „brisiacus“, vom keltischen brisin-ac („Wasserbrecher“) erwähnt. Aha, da haben wir’s, Wasserbrecher, das macht man da also. Wie ich seit dem wunderbaren Wochenende Anfang September weiß, wird dort nicht nur das Wasser, sondern durchaus auch das Eis gebrochen und selten auch mal Bootsteile (hups).

Alle Jahre wieder werden also so viele Ruderboote auf einen Anhänger verladen, wie er tragen kann und jedes Vereinsmitglied ist herzlich eingeladen ein Wochenende in der Wasserbrecher-Stadt zu verbringen. Genaugenommen in einer am idyllischen Rhein gelegenen Jugendherberge. Obwohl – die meiste Zeit verbringt man dort eigentlich am, auf und ganz wichtig: auch im Rhein. Darum geht es nämlich hauptsächlich: Kentertraining, zum ersten Mal im Einer fahren und eben auch, freiwillig oder nicht, rein fallen und wieder einsteigen üben. Auch andere Übungen sind bei diesen außerordentlich guten Bedingungen möglich, wer von euch ist z.B. schon mal Riemen-Zweier gefahren?

Dieses Jahr gab es zur Begrüßung erst einmal erfrischende Temperaturen, weswegen das traditionelle Freitagabendbuffet aus allerlei Mitgebrachtem dann doch drinnen stattfand. Nichtsdestotrotz wurde ausgelassen gespeist und aus Wasser wurde Bier und aus Bier schließlich Williams-Schnaps mit frischer Dosenbirne. Trotz oder wegen so viel Inspiration haben noch, so munkelt man, ein paar übermütige Wasserfreunde sogar den Weg in den Rhein gefunden, Respekt. Beweisstück A hierzu: Männliche Unterwäsche, Fundort: Bootssteg. Ein weiteres Gerücht: Trotz ausgiebiger Ermittlungen in alle und aus allen Richtungen, fanden das begehrte Stück und sein Besitzer dann erst am Sonntag wieder zusammen.

Nichts ist so zäh wie ein Ruderer und das wird dann auch belohnt. Nach einem tief grauen verregneten Samstag Vormittag – natürlich wurde trotzdem fleißig gerudert – kam schließlich die heiß ersehnte Sonne raus und verlieh der gebügelten Rheinoberfläche den nötigen Glanz, um von wahrlich spiegelglattem Wasser sprechen zu können. Der Traum eines jeden Ruderers. Also los, Kentertraining. Nach oskarreifer Vorführung der erfahrenen Ruderer durften alle Kenter-Neulinge die Übung nachahmen. Dabei blieben Versuche das Boot als Pferd oder Turngerät zu verwenden nicht aus, letztendlich fanden am Ende aber alle auf irgendeine Weise wieder ins oder zumindest aufs Boot.

Samstagabends wird immer gegrillt, trotz abendlicher Kühle saßen wir diesmal ebenfalls draußen, was sich bei Highlights wie mit Schokolade, M&Ms oder Schokoriegel gefüllter Grill-Banane wirklich gelohnt hat. Schon hier wurde viel gelacht, erzählt, kennengelernt. Auch der Betriebssport-Verein „SG Stern“ war mit von der Partie, eine gute Gelegenheit sich gegenseitig besser kennenzulernen. Am späteren Abend ging es dann an der Bierquelle, dem Club-Raum, weiter. Nicht jedem war das Glück vergönnt auf seiner Zimmerzugangskarte auch die hierfür benötigte Erwachsenenfreigabe zu haben. Zufall oder pädagogisch wertvoll? Egal, denn natürlich wurde niemand ausgesperrt und so nahm auch dieser Abend seinen fröhlichen Lauf. Neben grandiosen Kartenspielen wurden hier übrigens auch plattdeutsche Trinksprüche durch Flüsterpost verunstaltet.

Es geht also um viel mehr als Kilometersammeln und Spaß im Wasser. Nicht der Alkohol ist hier gemeint, an diesem Wochenende kommt vielmehr der Spirit der Rudergesellschaft richtig zur Geltung. Das Wort „Verein“ wird ernst genommen. Niemand bleibt auf der Strecke, im wahren und übertragenen Sinne. Wissen und Können wird großzügig und geduldig geteilt, egal ob jung, alt, Profi oder Anfänger, jeder gibt sein Bestes damit alle weiter kommen. Selbst Einschränkungen durch Krankheit oder Blindheit werden wie selbstverständlich nicht nur akzeptiert sondern vollständig integriert. Wie in einer großen Familie werden auch Nachzügler vom Bahnhof abgeholt und direkt noch schnell aufs Wasser mitgenommen (danke noch mal dafür!).

Auch wenn das jetzt flach klingen mag, in der StRG und besonders an diesem Wochenende lernt man, was „alle in einem Boot sitzen“ wirklich bedeutet und wie man das beste daraus macht.

Der Ausflug eignet sich also hervorragend, um rudertechnisch einen großen Schritt weiter zu kommen, unbekannte Gesichter einzuordnen, aber auch einfach Spaß zu haben und mal die Seele – oder die Füße ins Wasser – baumeln zu lassen. Also nächstes Jahr nicht verpassen!

Marco Zavaglia

Ruderidylle
Treibbaum statt Treibholz am Sonntag
Der Autor beim Versuch, einen Kopfstand im Boot zu machen. Hat fast geklappt.
So viele waren dabei, und sogar noch zwei mehr!
Aufriggern am Sonntag Abend