27. November 2010 – 7:00: Der Wecker klingelt. An einem Samstagmorgen? Nein, kein Versehen, die Wanderfahrt nach Marbach steht auf der Tagesordnung.
8:15: Der Bahnsteig der S-Bahn ist ziemlich verweist. Der Trost: auch die Mitruderer müssen früh aufstehen.
8:29: Tolles Morgenrot, das einen schönen Tag verspricht.
8:46: Auf dem Gelände der StRG. Wer rudert im welchem Boot nach Marbach? 18 wackere Ruderer (Annette, Christiane, Dirk, Franky, HD, Cuantos, Jens, Johannes, Kalli, Katharina, Konrad, Lothar, Marc, Moni, Rudi, Stephan, Uli, Verena) und drei Boote: Barke, Harmonie und Pontoise.
8:53: Der Barken-Steuermann checkt ein letztes Mal die wichtigsten Details dieser Fahrt: Glühwein-Kanister und Campinggasflasche voll und gut verzurrt?
9:04: Die Barke legt ab, gleitet langsam durch das ruhige Wasser, über dem kleine Nebelschwaden liegen. Idyllisch.
9:26: Die Barke hat die Schleuse Cannstatt erreicht. Der erste heiße Glühwein wird ausgeschenkt. Ist bei dieser Kälte wirklich von Nöten.
9:39: Wir schleusen flussabwärts – Rudis Verdienst. Er hat in den letzten Tagen die Schleusenwärter überzeugt, dass sie mit den Wartungsarbeiten bis heute fertig werden müssen.
10:46: Schleuse Hofen. Zweite Runde Glühwein.
11:01: Ein Streit zwischen Backbord- und Steuerbord-Ruderern entbrennt: Welche Seite ist die gute und welche das leidige Übel? Eine Backbord-Ruderin geht soweit zu behaupten, dass sie nie einen grünen Pullover tragen würde.
11:35: Wir warten im Oberwasser der Schleuse Aldingen auf die Schleusenöffnung. Der Co-Schlag gibt die Geschichte zum besten, wie er vor Jahren wegen der Dummheit einiger Blondinen beinahe zwischen Boot und Schleusentor sein Leben gelassen hätte.
12:29: Mittagspause zwischen Schleuse Aldingen und Schleuse Poppenweiler. Beim Aussteigen wird es kurz mal brenzlig: fast wäre einer der Ruderer über Bord gegangen.
13:53: Mittagessen im Ankerstüble. Danach sind alle nicht nur satt sondern auch wieder aufgetaut. Der Nachteil: es kostet einige Überwindung wieder in die Kälte hinaus zu gehen.
14:15: Einige Ruderer wechseln das Boot, ganz Mutige wechseln von Back- auf Steuerbord (aber nur damit es nicht zu einseitigen Überlastungen kommt!).
14:40: Schleuse Poppenweiler. An den Schleusen heute keine Wartezeiten. Viele Berufsschiffer haben wohl noch nicht bekommen, dass die Sperre für die Schifffahrt dank Rudi früher als geplant aufgehoben wurde.
15:17: Die Moral sinkt. Es wird kalt (dagegen kommt auch der Glühwein nicht mehr richtig an). Der Hintern tut weh, das Kreuz auch…
16:02: Ankunft am Liegeplatz in Marbach. Man ist sich einig: für heute reicht‘s mit Rudern. Ganz wichtig: nach dem Anlegen die alte orange Rührschüssel aus dem Boot nehmen.
16:51: Nach 20-minütigem Fußmarsch Ankunft im Hotel Schillerhof. Der Kampf um die Zimmer entfällt – für eine „anständige“ Zimmerverteilung wurde schon beim Mittagessen gesorgt.
17:54: Eine kleine Gruppe Tapferer wagt sich nochmal in die Kälte zu einem Rundgang durch die Schillerstadt: Schiller Nationalmuseum, Literaturmuseum der Moderne, Deutsches Literaturarchiv, Schillers Geburtshaus. Fast nebenbei werden mittels GPS-Tracker Daten zur Verbesserung des Online-Stadtplans gewonnen.
19:00: Abendessen im Restaurant Schillerhof.
28. November 2010 – 7:30: Frühstück – viele der Ruderer erscheinen mit müden Augen. Einige sind gestern noch etwas länger gehockt.
8:21: Abmarsch Richtung Boote – die Rührschüssel und den ollen Schlafsack nicht vergessen!
8:41: Fast schon kitschig wie die Barke da im Morgengrauen im Wasser liegt. Alle zücken ihre Kameras.
9:29: Auch heute ist wieder strahlend blauer Himmel, auch heute ist es wieder kalt.
9:52: Eine Passagierin steigt zu – eigentlich wollte sie nur einer Freundin, die ihr von der Wanderfahrt erzählt hat, vom Ufer aus zuwinken. Erliegt dann dem Charme der Besatzung. Das Tempo der Barke erhöht sich instantan um zehn Schläge pro Minute.
10:25: Von gestern wissen wir: gegen die Kälte hilft nur eine Extraschicht Kleidung, drei Lagen Decken für die Steuerleute und Glühwein während des Schleusens.
10:49: Die Passagierin steigt wieder aus – sie lässt sich abholen und besteht nicht darauf, zum Einstiegspunkt zurück gerudert zu werden.
13:03: Mittagspause bei JFK äh KFC hinter der Schleuse Hofen.
13:57: Einigen kommt der Gedanke an Meuterei: „Ich fahr jetzt mit der U-Bahn nach Stuttgart.“
14:04: Die Boote legen wieder ab, vollbesetzt.
16:13: Auch die Barke legt endlich am Bootssteg in Untertürkheim an.
16:27: Eintragen der geruderten Kilometer in den Computer. Der Blick auf das Kilometerkonto entschädigt für die Strapazen.