Zwischen Laktattest und Abitur: Vizeweltmeister Amadeus berichtet über seine Saison 2023

Zum Abschluss der Saison 2023 startete Amadeus Maus im August im JM4+ bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Paris. Qualifiziert hatte er sich für die WM über seine Saisonleistungen. Wie es ihm bei der Vorbereitung und auf der WM erging, berichtet er selber:

„Nach den Deutschen Meisterschaften ging für mich erstmal das Bangen um meinen Platz in der WM-Mannschaft los. Ich war in der Saison auf dem Wasser nicht übermäßig erfolgreich und hab deshalb gehofft, dass ich mich über meine Physis qualifizieren kann. Umso mehr Druck fiel von mir ab, als endlich die Nominierung für die Nationalmannschaft rauskam und ich eingeladen wurde, in Berlin-Grünau an der Mannschaftsbildung teilzunehmen. Somit fuhr ich am Sonntag nach den deutschen Meisterschaften direkt nach Grünau, um meine Leistungstest abzugeben, welche bestimmen in welchem Boot man letztendlich starten wird.

Die Auswahl

Am Montag begann es mit Wiegen und der Bestimmung der Körpermaße. Nachdem das geschafft war, konnte man kurz frühstücken, bis man seinen Termin für seinen Stufentest hatte. Beim Stufentest werden mehrere Wattstufen auf dem Ergo hintereinander gefahren, um bei den Sportlern zu bestimmen ab welchem Watt-Wert das erste Mal 4mmol Laktat erreicht wird. Dieser Wert zählt dann zu einem gewissen Prozentsatz in die Setzung der Boote rein. Anschließend hatte man eine kurze Pause, bis man 4 Stunde später den 2000m Ergotest gefahren ist, welcher natürlich auch wieder in die Setzung der Boote einfließt. Danach ging es nur noch komplett fertig zum Abendessen und Schlafen. Am nächsten Tag stand als letzte Leistungsüberprüfung noch eine Messbootfahrt an. Dabei werden im Riemenbereich Achter gebildet, welche mit eingebauter Messboottechnik 2000m Rennen fahren. Die Daten, die dabei gesammelt werden, sind dann mit den zwei vorherigen Tests und der Saisonleistung die Kriterien für die Setzung der Boote.

Für mich ging es dann nach der Messbootanalyse erstmal wieder zurück nach Stuttgart um mein Abi zu machen, währenddessen startete schon das Training in der UWV (Unmittelbaren Wettkampfvorbereitung) für die anderen. Als ich dann am Donnerstagabend wieder zurück in Grünau war, bekam ich die Info das ich nochmal ein Seatrace um meinen Platz im JM4+ fahren muss, da ich zwischen Ersatzmann und meinem Platz im Vierer stehe. Das Seatrace ging über 1000m mit eingebauter Messtechnik, um sicherzustellen, dass die Mannschaft nicht parteiisch handelt und bei einer Person weniger zieht. Zum Glück ging das Ganze gut für mich aus, weshalb ich ab da wusste, dass ich auf der WM im Vierer mit Steuermann starten werde.

4 Wochen Trainingslager zur Vorbereitung

Direkt im Anschluss startete dann auch direkt das richtige Training zur Vorbereitung auf die WM. Ein Tag in der UWV beginnt meistens um 5.30 Uhr mit Trainingsfertig machen und einem kleinen Snack, welcher aus einer Schale Müsli bestand. Im Anschluss ging es dann immer zur morgendlichen Mobilisation, welche ungefähr 15 Minuten dauerte und uns auf die anstehende Einheit vorbereiten sollte. Direkt danach wurde gegen 6 Uhr das Boot aus der Halle geholt und die ersten 22km des Tages gerudert. Zur Belohnung gab es dann ein wohl verdientes Frühstück und eine kurze Pause bevor man meistens gegen 10 Uhr die zweite Einheit für den Tag hatte. Bei dieser Einheit ging es meistens entweder Laufen oder nochmal Rudern für 20km, anschließend Mittagessen. Nach einer etwas längeren Pause ging es dann entweder zum Krafttraining oder nochmal Rudern für 18km. Beim Abendessen war man dann dementsprechend fertig und hat sich auf die freie Zeit danach gefreut bevor alles am nächsten Tag wieder losging. Dieser Rhythmus begleitete uns die ganzen 4 Wochen, wobei in den ersten zwei Wochen immer zwei Tage durchtrainiert wurde und man dann einen Nachmittag frei hatte, während man in den letzten zwei Wochen immer einen Tag durchtrainiert hat und dann einen Nachmittag frei hatte.

Die WM in Paris

Als schließlich vier Wochen des Trainings rum waren, fuhr unsere Mannschaft endlich nach Paris an die Strecke. Spannend wurde es dann jedoch erst am Donnerstag, an dem unser erstes Rennen anstand. Wir hatten insgesamt sieben Meldungen im Vierer mit Steuermann, was bedeutete, dass bis zum Finale am Sonntag ein Boot rausfliegen würde. Um direkt in das Finale einziehen zu können, musste man bei diesem Modus seinen Vorlauf gewinnen. Da ich eigentlich nicht damit gerechnet hatte, das wir eine der stärkeren Mannschaften sind, war es für mich sehr verwunderlich zu sehen, wie wir an der 1000m Marke vorne lagen und unsere Führung bis ins Ziel halten konnten. Mit diesem Rennen haben wir es geschafft, uns direkt ins Finale zu befördern und nichtmehr im Hoffnungslauf starten zu müssen, welcher am nächsten Tag stattfand. Während sich also die anderen Boote (außer Italien) im Hoffungslauf prügelten, hatten wir einen Nachmittag frei und für uns. Am Freitagmorgen kam dann von der Regattaleitung die Info, dass die Finals aufgrund von Unwetterwarnung vorgezogen werden. Somit war für uns klar, dass wir mit einem leichten Vorteil in unser Finale starten werden und auch Chancen haben, auf dem Podium zu stehen. Ziel für das Finale war es dementsprechend an unserem Hauptkonkurrenten Italien dranzubleiben und das türkische Boot, welches uns das Leben schon im Vorlauf schwer gemacht hatte, nicht vorbei zu lassen. An den Italienern konnten wir dann leider nicht so dranbleiben wie wir wollten, aber das türkische Boot ließen wir dann auch nicht mehr vorbei, sodass es dann die Silbermedaille wurde.“

Herzlichen Glückwunsch, Amadeus! Tolle Leistung, wir sind stolz auf Dich!