Wanderfahrt zum Wanderrudertreffen 2023

Eine Wanderfahrt? Warum tut man sich sowas an? Weil’s einfach Laune macht. Und zwar richtig gute Laune. Eine Mannschaft von sechs Ruderern machte sich am Mittwoch, 27. September 2023 auf in Richtung Bad Wimpfen. In Bad Wimpfen wechselten zwei Ruderer für den Rückweg. Ein Teil der Mannschaft wollte beim dortigen Landeswanderrudertreffen 2023 teilnehmen. Gut 90 Kilometer über drei Tage. Und natürlich auch wieder zurück. Angetreten zu diesem „Abenteuer“ waren Marc, Philipp, Stefan H., Jörn, Franky und Rüdiger für die Hinfahrt und HD, Marcin, Stefan H., Jörn, Franky und Rüdiger für die Rückfahrt. Am Landesrudertreffen selber nahmen Marc und Stefan teil.

Zwei Teilnehmer mussten sich täglich den Landdienst teilen. Wechsel war immer zur Mittagspause einer Tagesetappe. Dafür war der Landdienst an diesem Tag vom Steuern im Boot befreit. Die restlichen vier Ruderer teilten sich das Steuern und Rudern an diesem Tag. So waren Landdienst und Steuern gleichmäßig auf alle verteilt.

Die erste Etappe (32 km) führte uns von Untertürkheim nach Marbach, eine Strecke, die manch einer von der jährlichen Adventswanderfahrt nur zu gut kennt. Zu Beginn haperte es noch etwas mit den Wartezeiten vor den Schleusen, aber das verbesserte sich von Tag zu Tag. Ein regelrechter Wettbewerb unter den Steuermännern sorgte für immer kürzere Wartezeiten. Fünf Schleusen mit dem zugehörigen Schleusenwasser sorgten für einen beachtlichen Verbrauch desselben am ersten Tag. Ergänzt durch mehr oder weniger alkoholhaltige Getränke zum Mittag in Neckarrems und abends im Bootshaus Marbach. Übernachtet wurde im Bootshaus Marbach, das uns die Ruderkollegen von Marbach unkompliziert und freundlich zur Verfügung stellten. Unser Weckdienst war dann am Donnerstagmorgen ein Ruderkamerad aus Marbach, welcher uns jäh aus dem Schlaf riss, da er morgens um sieben Uhr zum Rudern antrat. Fürs Frühstück machten wir uns auf in die Bäckerei Keim in Marbach, durchaus empfehlenswert. Ein leckeres Frühstück und ein Ambiente mit dem Charme der 1970er überzeugten uns, so dass wir auch gleich Plätze für die Rückfahrt reservierten.

Am Donnerstag ging’s von Marbach aus, ebenfalls 32 km weit, nach Lauffen [km 125,6]. Mittagspause war in Hessigheim, direkt an der Schleuse [km 143]. Improvisiertes „Päuschen“ an einem Tante-Emma-Laden mit gutem Backwaren-Angebot, leider direkt an der Durchgangsstraße gelegen. Die Strecke von Marbach bis Lauffen war landschaftlich sehr schön, vorbei an Wiesen und Weinbergen, an Klein-Ingersheim und ruhigen Abschnitten. Das mit den ruhigen Abschnitten wurde uns bei der Rückkehr nach Stuttgart erst so richtig und schmerzlich bewusst, wie hoch der Lärmpegel in Stuttgart doch ist.

In Lauffen wurden wir von Werner Rösch, Vorstand des Lauffener Ruderclubs, herzlich empfangen. Wir bekamen sogar für den ersten Durst ein kaltes Bier, was Franky ganz knapp vor dem Verdursten rettete. Überhaupt Franky …. ach, andere Geschichte 🙂

Am Abend wurde in Lauffen eingekauft und anschließend nutzen wir den vorhandenen Grill und legten Würste auf und verbrachten den Abend mit einer paar Bierchen und in bester Laune draußen vor dem Bootshaus. Nach Sonnenuntergang ging’s in die Bootshalle, wo wir dann auch Lumas und Schlafsäcke auspackten und nächtigten.

Am Freitagmorgen war es frischer als uns lieb war. Das traumhafte Wetter, das Team und der Sonnenaufgang entschädigten jedoch schnell für leichtes Frösteln. Das Frühstück bereiteten wir hier selbst zu, frische Brötchen kamen vom Bäcker und frisch aufgebrühter Kaffee von Philipp. Noch vom Bootssteg aus riefen wir bei der Schleuse an und nach kurzer Wartezeit ging’s direkt vom Bootssteg in die Schleuse (in Lauffen mit dem größten Höhenunterschied von 8,40 m). Die Strecke von Lauffen in Richtung Heilbronn war landschaftlich ebenfalls sehr schön. Mittagspause war in Heilbronn in einem Biergarten ((Bild04)). Angelegt wurde beim Ruderverein Heilbronn. Zum Biergarten waren es ca. 10 min. zu gehen. Der Biergarten überraschte uns mit unerwarteter Vielfalt und durchaus guter Essensqualität.

Was dann folgte, war dann nicht mehr der landschaftlich schöne Streckenverlauf der Etappen davor, sondern stark geprägt von Industriehäfen, Baustellen, Werksgeländen. Uns Ruderern aus Stuttgart ja nicht ganz fremd. Entschädigt wurden wir aber dann bei km 111 mit einem extra Schnäpschen anlässlich der ersten Schnapszahl unserer Tour. Die Landschaft änderte sich dann wieder nach der letzten Schleuse der Hinfahrt, der Schleuse Kochendorf bei km 103,9.

Auf den letzten km der Tagesetappe ruderten wir dann noch an den Mündungen von Kocher und Jagst vorbei. Kurz vor Bad Wimpfen kam auch noch etwas unschöner Wind auf, der unseren Extra-Kilometer bis km 99 (unsere zweite Schnapszahl!) noch unerwartet anstrengend gestaltete. Nur durch die Motivation von Franky, dem alten Kilometer-Schinder, schafften wir die Rest-Strecke bis Wimpfen zurück. Der Ruderclub liegt bei km 100,1. Philipp hatte an diesem Nachmittag den Landdienst übernommen und war bereits vor unserer Ankunft unterwegs zur Regatta an die Mosel. Jörn fuhr an diesem Abend mit dem Zug zurück nach Stuttgart. Nach dem Verstauen des Boots und des Equipments bezogen wir die Ferienwohnung in einem schönen und historischen Bahnhofsgebäude. Das restliche Quartett verbrachte den Abend bei schwäbischer Küche in der Altstadt von Bad Wimpfen. Zur Freude aller gab’s an diesem Abend richtige Betten mit anständigen Matratzen!

Samstag war das Landesrudertreffen, zu dem Marc und Stefan antraten. Franky und Rüdiger gönnten sich währenddessen eine Auszeit.

Für Marc und Stefan war es dann auch keine neue Strecke am Landeswanderrudertreffen, da das Ziel der Ruderverein in Heilbronn war. Also nochmals über die gleichen Schleusen vom Vortag, vorbei am km 111 (diesmal ohne Schnaps) zu einem der schönsten Rudervereine, die es wohl gibt. Man muss es einfach gesehen haben. Nicht so sehr die schöne Lage am Nebenarm des Neckars, vor allem das wunderschöne Bootshaus haben uns vor Neid erblassen lassen (in die Bootshalle passt gefühlt ein A380). Stefan legt Wert darauf, dass wir nicht unerwähnt lassen sollen, dass sein Boot am Wanderrudertreffen durch einen kurzfristigen Ausfall an diesem Tag mit einem Ruderer unterbesetzt war. Vollständigkeitshalber sei erwähnt, dass Marc bei der Rückfahrt von Heilbronn nach Bad Wimpfen dann auch mit im Boot war und Stefan dann vom Steuerplatz aus tapfer anfeuerte.

Samstagabend trafen HD und Marcin in Bad Wimpfen ein, Marc fuhr nach dem LRT nach Hause. HD, Marcin, Franky und Rüdiger genossen abends schwäbische Küche in der Altstadt und anschließend bei Bier, Prinzenrolle und Spekulatius (Marcin) und bester Laune am Küchentisch unserer Ferienwohnung. Und Stefan durfte nach seiner anstrengenden Etappe ein paar Stunden entspannen.

Sonntagmorgen war Packen angesagt und am Bootshaus trafen wir dann Jörn wieder, der für die Rückfahrt wieder zu uns stieß. Wir waren zeitig auf dem Wasser, da wir wegen der Schleusen-Betriebszeiten in Lauffen etwas Sorge hatten, was sich aber als unbegründet erwies. Wir machten uns auf die nicht ganz so schöne Etappe zurück nach Heilbronn [km 114], wo wir denselben Biergarten wie auf der Hinfahrt aufsuchten. Stefan übernahm für diese Halb-Etappe den Landdienst, damit er die Strecke nicht noch ein viertes Mal rudern musste und auch noch etwas Zeit zum Regenerieren hatte. Mit den noch „unverbrauchten“ Ruderern Marcin und HD lief die Etappe jedoch wie geschmiert und wir erreichten rechtzeitig die Schleuse Lauffen und 8,40 Meter später den Ruderclub. Auf Empfehlung von Werner Rösch gab’s an diesem Abend Essen beim Italiener ein paar hundert Meter vom Bootshaus entfernt. Zum Tagesabschluss gab’s wie immer beste Laune und ein Tagesabschluss-Bierchen.

Montagmorgen ging’s von Lauffen aus wieder Richtung Marbach. Eine landschaftlich einfach schöne Etappe. Mittagspause war ebenfalls wieder an der Schleuse Hessigheim (Bilder 8 bis 11). Der Landdienst Franky Schmid hatte Fleischkäsebrötchen besorgt, die wir uns im Schatten schmecken ließen. Dann ging’s auf die Reststrecke nach Marbach. In Marbach gingen wir dann auf Initiative von HD abends zum Essen ins griechische Restaurant Hermes (allen Teilnehmern der Adventswanderfahrt bestens bekannt), was sich als absoluter Glücksgriff herausstellte. Abschluss nach den 32 km wie immer im Bootshaus.

Dienstag war wieder Frühstück in der Bäckerei Keim angesagt (Franky ohne Käse und Jörn nur süß). Gestärkt traten wir die Rückfahrt nach Untertürkheim an. Entgegen aller Befürchtungen waren die Wartezeit vor den Schleusen sehr kurz, so dass wir gelegentlich eine grüne Ampel hatten noch bevor das Telefonat beendet war. Vorbei an Hoheneck ging’s Richtung Schleuse Poppenweiler und nach dem Steuermann-Wechsel vorbei am Neckarbiotop Zugwiesen zum bewährten Italiener am Wassersportclub Neckarrems. Dort stieß auch Marco zu uns, der uns wieder in heimischen Gefilden empfing und uns nach dem Essen auch noch ein Stück mit dem Fahrrad begleitet. Ab Neckarrems kam dann ziemlicher Wind auf, der uns gelegentlich das Leben schwer machte, aber dank pfiffiger Steuermänner waren wir meist im Windschatten unterwegs. An der Schleuse Hofen kam auch Marc noch dazu. Das letzte Stück lief dann wie geschmiert (nein, nicht wegen des Schleusenwassers), so dass wir Dienstagnachmittag um vier wieder am Bootshaus waren. Gründliche Bootsreinigung und Beseitigung des angesammelten Chaos aus Lumas, Schlafsäcken, Taschen, Flaschen und Krimskrams und dann war es soweit. Wanderfahrt vorbei. Philosophen würden behaupten, dass so eine Wanderfahrt zeit- und streckenweise schon meditativen Charakter hat. Eine Mannschaft aus acht Ruderern, eine Woche unterwegs. Fantastisches Wetter und ebenso gute Laune. Schön war’s!

Rüdiger Morgenstern