Angekündigt wurde uns das Ganze mit wenigen schlichten Worten in einem Newsletter Ende Mai. Mehr brauchte es auch nicht, denn das Breisachwochenende der RG zusammen mit der SG Stern hat Tradition und ist immer ganz schnell ausgebucht. Doch Schnellsein können wir schon, sonst hätten wir es nie in einen Ruderkurs geschafft.
Die Bandbreite des Wochenendes in Breisach in diesem Jahr erstreckte sich von 14 Booten und gefühlt 14 Grad Celsius am Steg, Regen und Wind beim Kentertraining – im Wasser war es zum Glück deutlich wärmer – bis zu 36 Ruderinnen und Ruderern sowie fast ähnlichen Temperaturen am Sonntagnachmittag, als die Boote wieder zusammengepackt werden mussten. Darunter – für alle Statistikfans – ungefähr 17 Leute, die zum ersten Mal dabei waren, eine ex-Weltmeisterin, die Nachwuchskader Finja (2 Jahre) und Lukas (4 Jahre), die sich sichtlich wohlfühlten in der Betreuung durch mehr als eine Babysitterin (neben Catherine müssen mindestens unbedingt erwähnt werden: Henning, Marco und Frank ) – , das schnellste Aufriggern aller Boote, damit waren wir schon am Freitagabend vor dem Grillen fertig, keine gekenterten Boote beim abschließenden Einer-Rennen derjenigen, die erst im Laufe des letzten Jahres den Rudersport für sich entdeckt haben und vier Finalisten im Endlauf der Regatta, von denen drei aus demselben Ruderkurs kamen (wir danken Bennie und Gesine!).
Die Highlights des Wochenendes waren ganz sicherlich:
Das Kentertraining – oder, wie es in der Ankündigung nüchtern formuliert war: „Ziel dieser Veranstaltung ist es, den sicheren Umgang mit dem Einer inklusive Wiedereinstieg nach Kenterung zu erlernen.“
Samstag um neun ging es los, für manche fing die Nervosität schon viel früher am Tag an. Denn wir wussten ja nicht so genau, was auf uns zukommt. Die unter der Hand schon vorab gezeigten Bilder von blauen Flecken machten nicht unbedingt Mut. Aber dafür hatten wir Inka dabei: unerschrocken und ohne Aufhebens zeigte sie uns das Kentern in seiner schönsten Form. Im Boot stehend – Haltungsnote fabelhaft – ließ sie sich ins Wasser fallen, um uns dann die eigentliche Herausforderung zu demonstrieren: das Wieder-ins-Boot kommen. Was bei ihr elegant und einfach schien, war bei uns ungelenk, mühevoll, musste erkämpft werden, wurde damit belohnt, dass man, kaum auf dem Boot, auf der anderen Seite wieder ins Wasser fiel, erforderte manch kuriose Rettungsaktion, machte Menschen zu Helden und Hasselhoffs und gelang schließlich doch uns allen – immer wieder bestärkt und angefeuert durch die am Steg gebliebenen erfahreneren Ruderinnen und Ruder und ermutigend gecoacht durch Gunda auf dem Wasser.
Die Videoanalysen von Gunda: Das war das Abendprogramm am Samstag. Im Speisesaal, auf Großleinwand und in Zeitlupe. Und sehr hilfreich. Alle die, die am Nachmittag auf dem Wasser waren und im Radius des Motorboots und der Handykamerawinkel waren, kamen in den Genuss. Und all das, was man als Anfängerin schon tausendmal gehört hat und trotzdem immer noch nicht hinbekommt in der Umsetzung, kam auch hier wieder zur Sprache: der richtige Zeitpunkt zum Aufdrehen der Skulls, das gemeinsame und schnelle Setzen, dass die Hände zusammenbleiben sollen, die Kopfhaltung und Blickrichtung, der Endzug… Und was auch hängenblieb und Mut macht: laut Konrad erübrigen sich die meisten Anfängerfehler von selbst, weil sie einfach ineffektiv sind und einem nichts bringen. Und bis dahin: immer nur auf eine Sache konzentrieren und die üben.
Das schönste Ruderrevier: Gen Südosten schaut man auf die Berge des Südschwarzwalds, gen Nordwesten auf die Ausläufer der Vogesen. Und von Breisach selbst sieht man das Stephansmünster. Und, wie wir von Gunda gelernt haben, soll man das alles sehen, denn man soll sich groß machen im Boot und weit in die Ferne schauen. Der Altarm des Rheins ist gesäumt von Bäumen und (scheinbar) unberührten Uferbereichen, der den Schwänen gehört … es ist einfach nur idyllisch, selbst im Regen, denn (fast) immer, wenn Marc auf dem Wasser war, hat es geregnet.
Alle, die dabei waren: Jörn, Jan, Gina, Tine, Bettina, Stephan, Frauke, Thomas, Henning, Anna, Daniel, Stefan (2x), Marco, Yvonne, Sarah, Konrad, Gunda, Frederik, Julian, Jonas, Catherine, Daniel, Inka, Markus, Frank, Sophie, Constanze, Sarah M., Marc, Anja, Christian, Paul, Lisa, Carsten. Danke an Euch alle für ein großartiges gemeinsames Rudererlebniswochenende!
Und die Schinkennudeln: Vor dem Einer-Rennen zum Mittagessen in großzügigen Portionen serviert, durchschauten alle Neulinge schnell den fiesen Trick: mit dem Schinkennudelkoma wollte man uns lahmlegen und außer Gefecht setzen. Doch alle Absprachen zwischen Jugendherberge und Orgateam nützten nichts, wir waren stärker und auf das Material war Verlass: in vier Vorläufen und einem Finale kamen alle Boote über die Ziellinie, es gab keine Kollisionen oder Kenternde, dafür begeisterte Zuschauer und Anfeuernde am Steg und auf dem Wasser strahlende Gesichter: darüber, dass man über sich hinausgewachsen war, dass man nicht ins Finale musste, sondern schwimmen gehen konnte, dass es vorbei war, dass man ins Finale durfte…
Und noch eine Statistikergänzung: von den 1500 Fotos mit Hennings Kamera haben sowohl Paul als auch Lukas jeweils 500 geschossen und die Auswahl der schönsten gibt es unten zum Ansehen.
Das war Breisach 2022. Wir freuen uns schon auf Breisach 2023. Der Termin steht bereits (8.-10.09.), nur anmelden kann man sich leider noch nicht. Bis dahin rudern wir einfach auf dem Neckar weiter.
Bettina Klammt