Lena im Interview: Unsere neue „Bufdi“ über ihre Aufgaben und eine verkorkste Saison

Katharina: Hallo Lena, Du bist ja seit dem 1.9. unsere neue Bufdi, leistest also einen Bundesfreiwilligendienst bei uns im Verein. Du bist dann ein Jahr bei uns angestellt, erzähl‘ doch mal, was sind dann Deine Aufgaben?

Lena: Meine Hauptaufgabe ist im Kinderbereich, ich werde Trainings übernehmen und auch viel organisatorische Sachen machen. Im Erwachsenenbereich werde ich auch dabei sein und beim Training helfen. Mein Betreuer ist Christian, unser sportlicher Leiter. Ich bekomme aber meine Aufgaben aus allen Bereichen, soll überall unterstützen, in allen Bereichen der Vereinsarbeit. Zum Beispiel soll ich die Trainerbesprechungen vorbereiten. Oder die Wände in der Bootshalle neu streichen.

K: Du unterstützt dann bestimmt auch bei den Regatten, z.B. bei der Meldung oder bei der Betreuung vor Ort?

L: Ja, auch, da muss man halt gucken, wie die nächste Saison mit Regatten aussieht…

K: Du ruderst ja jetzt schon 5 Jahre bei uns im Verein, wie bist Du denn zum Rudern gekommen? 

L: Über meine Mutter, die ist früher auch gerudert. Ich habe davor schon mal ein halbes Jahr in Waiblingen gerudert, aber da gab es keine richtige Trainingsgruppe und dann habe ich wieder aufgehört. Ich bin dann auf eine Schule in Stuttgart gewechselt und habe es nochmal probiert mit dem Rudern. Ich wurde gleich in den Vierer gesetzt. Nach zwei Monaten war schon die erste Regatta. Wir haben gegen Cannstatt gewonnen, da waren wir natürlich sehr motiviert.

K: Und dann ging es für Dich ja gut weiter. 

L: Ja, wobei: In den ersten Jahren war ich nicht so erfolgreich. Das ging eigentlich erst im zweiten B-Junioren-Jahr los, mit 15/16 Jahren. Da hatten wir einen guten Vierer. Und wir waren alle der untere Jahrgang bei den B-Junioren. Es hat uns auf den Regatten viel Spaß gemacht, die Mannschaften aus dem älteren Jahrgang zu ärgern. Die waren natürlich klar überlegen, aber wir kamen immer näher ran. Im zweiten Jahr waren wir dann meist vorne, nur auf den Deutschen Meisterschaften hatten wir Pech, da ist es nur der Sieg im B-Finale geworden. 

K: Das war dann vor zwei Jahren?

L: Ja, genau, 2018. Dann wurde ich A-Juniorin und bin ich auf Riemenrudern umgestiegen. Mit meiner ersten Zweier-ohne-Partnerin lief‘s noch nicht so gut, wir sind fast immer hinterhergefahren. Im Frühsommer 2019 hat mich dann Chiara aus Breisach gefragt, ob wir nicht zusammen Zweier-ohne fahren wollen, weil wir uns uns schon immer gut verstanden haben. 

K: Ach, dann wurdet Ihr gar nicht von den Trainern „verkuppelt“, wie sonst?

L: Ne, das haben wir selber gemacht. Ich bin dann in den Sommerferien nach Breisach gefahren und haben mal ausprobiert, wie es so im Zweier-ohne klappt und es hat gut funktioniert, obwohl Chiara erst mal richtig Riemenrudern lernen musste. Im Herbst sind wir zusammen ins Trainingslager gefahren, das war ganz cool. Im Winter waren wir nochmal zusammen im Trainingslager, das war das Trainingslager in Amposta zusammen mit Breisach und Mannheim. Da lief es auch echt gut, wir sind einmal eine Belastung mit der Strömung gefahren und haben über 100% erreicht, wir waren also schneller, als die Weltbestzeit – obwohl wir mit Schlagzahlbegrenzung fahren mussten. Das war ein wirklich gutes Ergebnis. Dann ging es wieder ans Ergofahren.

K: Da bist Du ja eh stark. 

L: Ja, in Ludwigsburg bin ich zweite geworden, damit war ich zufrieden. Dann hätte eigentlich am 14. März die Langstreckenregatta in Mannheim kommen sollen, die wurde dann eine Woche vorher wegen Corona abgesagt. Ab dann war alles zu – nur Ergofahren oder Ausgleichstraining in anderen Sportarten, Laufen oder Radfahren. 

K: Du hattest ein Ergo vom Verein ausgeliehen, oder?

L: Ja, genau. Ich bin fast jeden Tag gefahren. Und Steffen, unser Trainer, hat uns auch einen guten Kraftplan geschrieben. Wir haben uns schon fit gehalten. So ziemlich gleichzeitig wurde dann auch die Schule geschlossen. Einen Tag lang habe ich dann gar nichts gemacht, keine Rudersaison mehr und Schule zu. Am zweiten Tag habe ich mir einen Plan aufgestellt fürs Lernen und fürs Training, das war dann ganz geordnet, ich hatte da noch mit dem normalen Termin fürs Abitur gerechnet.

K: Oh, da bin ich aber echt beeindruckt, dass Du direkt am zweiten Tag gleich wieder losgelegt hast

L: Ja… Als dann auch noch das Abi verschoben wurde, hatte ich noch weniger Motivation. Zwischendurch musste ich dann auch noch einen Ergo-Test fahren, auch wenn da noch nicht klar war, ob es noch eine Regatta diese Saison geben würde. Da bin ich tatsächlich mein bestes Ergebnis gefahren. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Kurz davor bin ich zuhause eine 7:16 (Minuten auf 2.000 m) gefahren, in Nürtingen dann eine 7:13.1. Das hat mich richtig glücklich gemacht. Dabei lief es gar nicht super, der Typ neben mir hat aufgegeben, draußen hat es gewittert und ich musste ganz in der Halle fahren, hatte also nicht so richtig Luft. Aber ich dachte mir, ich fahr den Scheiß jetzt, ich habe mich drauf vorbereitet.

K: Du hast ja damit dann auch die EM-Norm geknackt.

L: Genau, die braucht man, um in den Kader zu kommen. 

K: Und dann ging es so langsam wieder mit dem Rudern los.

L: Ja, Chiara war dann häufig hier in Stuttgart und wir haben uns mit Steffen auf die Kleinboot-Überprüfung vorbereitet. Wir sind auch für ein paar Tage nach Breisach gefahren zum Trainingslager, drei Einheiten am Tag, 6:30, 9:30 und 19:30 Uhr. Das war ja die Zeit, wo es so richtig heiß war. Dann ging’s nach Hamburg zur Regatta. Am ersten Tag war Schiebewind, das lief nicht so optimal, aber wir haben uns für B-Finale qualifiziert. Insgesamt waren es 28 Zweier-ohne. Wir sind insgesamt 12. geworden und wurden nachnominiert für die EM, weil wir beide eine gute Ergo-Leistung gefahren sind, Chiara eine 7:13.8 und ich die 7:13.1. Aber eigentlich war da schon klar, dass Deutschland nicht zur EM fahren würde, Serbien war ja schon Risikogebiet. 

K: Nora, Deine Schwester, war ja auch in Hamburg dabei, wie ist es denn bei ihr gelaufen?

L: Bei ihr war es noch schwieriger, vor allem die Qualifikation, es durften pro Bundesland nur eine bestimmte Anzahl von B-Junioren nominiert werden, Baden-Württemberg hatte nur zwei Startplätze. Nora hatte einen guten Vorlauf und ist ins A-Finale gekommen, da lief es dann aber nicht gut, sie hatte gesundheitliche Probleme im Rennen und ist dann nur 5. geworden, da hatte sie echt Pech. Sie wäre eigentlich auch für den Kader beim Baltic Cup nominiert gewesen, das ist so eine Art EM für B-Junioren, aber der findet auch nicht statt. 

K: Nachdem jetzt klar ist, dass Ihr nicht zur EM fahrt, was stehen denn noch für Regatten an? Willst Du bei den Herbstregatten starten?

L: Ja, die Herbstregatten will ich auf jeden Fall fahren, ich nehme mit, was ich kriegen kann. 

K: Das war jetzt echt eine krasse Saison, aber Du klingst nicht so wahnsinnig frustriert – oder bist Du es doch?

L: Schon… Es hat dieses Jahr alles für mich kaputt gemacht, erst Abi verschoben, dann wurde Abiball abgesagt, da hatte ich mich so drauf gefreut, keine normale Zeugnisvergabe mit allen Leuten und dann noch alle Regatten abgesagt. 

K: Und vor allem: Du hattest es dieses Jahr in den Kader geschafft, wer weiß, ob das nochmal klappt.

L: Ich werde mich für nächstes Jahr auf jeden Fall reinhängen, weil: Ich habe es jetzt einmal geschafft, nur leider keine Regatta dazu gehabt, aber würde es gerne nochmal schaffen. 

K: Das klappt bestimmt, wenn Du weiter viel trainierst!

L: Das habe ich auch vor! Ich muss jetzt halt beides unter einen Hut kriegen, mein Bufdi und das Training. 

K: Nochmal zurück zum Bufdi: Wirst Du feste Tage haben, an denen Du am Verein bist?

L: Ja, ich habe Dienstag und Samstag frei, an den anderen Tagen bin ich da.

K: Wie viele Stunden arbeitest Du pro Woche? 

L: Ich bin Vollzeit am Verein, aber das ist auch ein bisschen flexibel, wenn ich auf Regatta bin, dann sind es mehr Stunden und so wie jetzt in den Ferien sind es ein bisschen weniger. 

K: Dann wünschen wir Dir einen guten Start und vor allem eine gute Saison 2021!