Schon seit längerer Zeit hat uns Jakub, ein Mitglied der Männermannschaft, das Ruderevent „Primatorky“ in Prag schmackhaft gemacht. Dieses Jahr konnten wir unser Vorhaben, daran teilzunehmen, in die Tat umsetzen und starteten bei der 102. Auflage der „Primatorky“ vom 5. Juni bis zum 7. Juni.
Die „Primatorky“ ist ein sehr traditionsreiches Rennen, welches seit 1910 in der Innenstadt auf der Moldau ausgetragen wird. Es finden Traditionsrennen statt, bei denen Frauen und Männer in alten Trachten und Ruderanzügen in Achterklinkerbooten gegeneinander antreten, hierbei stehen mehr der Spaß und die Tradition im Vordergrund als der Wettkampf. Die Highlights der Regatta bilden dann der Frauen-Einer und -Achter sowie der Männer-Einer und -Achter. Diese Rennen genießen eine hohe Aufmerksamkeit in Tschechien, dementsprechend sind immer viele Zuschauer an der Strecke und es gibt ein großes Rahmenprogramm um die Regatta herum.
Wir Männer der Stuttgarter RG (mit dabei waren Mathias Mages, Jakub Romaniak, Gerhard Müller, Michael Sauer, Moritz Korthals, Benjamin Bogenschütz, Christian Löffler, Maximilian Hess und Zach Tucker) reisten am Freitag an. Bei einem ersten Training am Freitag wurde die 2000 Meter lange Strecke erkundet, welche nicht wie eine gewöhnliche Strecke geradeaus verläuft, sondern bei ca. 700 Meter einen Knick aufweist. Dieser Knick ist eine Schlüsselstelle der Strecke, sodass wir am Freitag versuchten die vermeintlich „beste“ Technik für den Knick zu finden.
Am Samstag starteten die Vorläufe, hier war es gut, dass wir mit Jakub jemanden an Bord hatten, der dieses Rennen schon einige Male gerudert ist. Da keine sechs sondern nur fünf Startbahnen zur Verfügung stehen, ergibt sich ein Ausscheidungssystem bei dem im Halbfinale 1 drei Boote ins A-Finale und im Halbfinale 2 nur die ersten zwei Boote einen Platz im A-Finale bekommen. Da Jakub die Favoriten für den Gesamtsieg kannte, war vorher schon klar, dass wir uns für das Halbfinale 1 qualifizieren müssen, um eine Chance auf das A- Finale zu haben. Denn im Halbfinale 2 sollten zwei Favoriten landen, welche der tschechischen Nationalmannschaft angehören und wahrscheinlich zu stark für uns sind. Dies wussten natürlich auch unsere Gegner im Vorlauf. So sollte sich ein sehr taktisch geprägter Vorlauf gestalten, indem sich der erst- und drittplatzierte für das Halbfinale 1 qualifizieren. Da wir uns sicher für das Halbfinale 1 qualifizieren wollten, war das Ziel, den ersten Platz im Vorlauf zu erreichen. Dementsprechend gestalteten wir das Rennen von vorne weg sehr offensiv und konnten die Gegner auf Distanz halten. Wo man wirklich im Feld liegt erfährt man erst nach dem Knick, da versetzt gestartet wird, um den weiteren Weg für die Außenbahnen zu beachten. In unserem ersten Rennen konnten wir den Knick „für unsere Verhältnisse“ super treffen, vor allem durch die großartige Steuerleistung von Zach und unseren sonst so schwachen Steuerbordlern, die dann doch mal etwas gezogen haben. Nach dem Knick waren wir dann einen Luftkasten vor dem zweitplatzierten Boot. Durch zwei sehr gute Druckspurts konnten wir uns von den Gegnern entscheidend absetzen. Die Gegner gingen nun alle auf den Platz 3, sodass sich ein „Bummelrennen“ einstellte. Wir konnten mit 27 Sekunden voraus fahren, während die anderen drei Gegner um den dritten Platz kämpften. Der Vorlaufsieg und das technisch gute Rennen unsererseits gab uns viel Euphorie und Optimismus für das am Samstagabend stattfindende Halbfinale. In einem Hoffnungslauf wurden die restlichen Halbfinalteilnehmer ermittelt, wir waren froh dass wir uns dieses Rennen ersparen konnten, da es in Prag sehr schönes aber für Sport auch sehr anstrengendes Wetter hatte.
Im Halbfinale war dann Schluss mit Taktik, hier hieß es Attacke, um in das A-Finale einzuziehen. Vom Start weg übernahm der Seriensieger Dukla Prag eine souveräne Führung, dahinter, was spätestens nach dem Knick zu erkennen war, entbrannte ein Kampf von drei Booten um die verbleibenden zwei Qualifikationsplätze für das A-Finale. Hier konnten wir uns bis zu den letzten 300 Metern einen knappen Vorsprung gegenüber den anderen Booten herausrudern. Im Endspurt bei sehr kabbeligem Wasser kamen uns zwei Schwäne in die Quere, die auf der Steuerbordseite durchgereicht wurden. Wir kamen ins Stocken und die Schwäne ins Drehen (Anm. d. Red.: Die Schwäne drehen sich immer noch). Nachdem wir wieder volle Fahrt aufgenommen hatten befanden wir uns nun auf dem vierten Platz. Wir packten nochmal alle Kräfte aus, um den entscheidenden dritten Platz zu erreichen. Nach der Zieldurchfahrt wusste keiner ob es gelangt hat oder nicht, die Tendenz ging eher dazu, dass es nicht gereicht hat und die Schwäne wurden schon verflucht. Darum war die Freude umso größer, als wir beim Anlegen erfuhren, dass wir doch noch den dritten Platz erreicht haben. Dagegen ist leider unser Gastverein und Heimatverein von Jakub „Slavia Prag“ ausgeschieden. Nachdem wir unser Ziel, dass A- Finale zu erreichen, geschafft haben, haben wir am Abend „Sightseeing“ in Prag gemacht.
Im Achter-Finale bei der „Primatorky“ zu sein, bedeutet auch Medienpräsenz zu haben. So wurden wir vom tschechischen Fernsehen kontaktiert und bekamen für das A-Finale eine Kamera am Heck montiert, sodass am Sonntag Live-Bilder aus dem Boot ins Fernsehen übertragen werden können. Am Finaltag herrschten auf dem Wasser etwas rauere Bedingungen, es gab Gegenwind und einige Motorbootwellen, da jedes Finale mit mehreren Motobooten verfolgt wurde. Unser Ziel für das Finale war es,^ ein Boot hinter uns zu lassen, was für uns aber eine schwere Aufgabe werden sollte, da die anderen Boote mit Olympia- und Weltmeisterteilnehmern gespickt waren. Am Start setzten sich schnell drei Boote ab, die unter sich den Sieg ausmachen sollten. Wir konnten bis zum Knick den vierten Platz halten, dieser gelang uns im Finale leider nicht optimal und wir mussten einige Meter gegenüber unserem direkten Konkurrenten um den vierten Platz einbüßen. Im zweiten Streckenabschnitt konnten wir zwar wieder ein paar Meter aufholen aber nicht mehr entscheidend um den vierten Platz kämpfen. So kamen wir eine Länge hinter dem 4. Platzierten ins Ziel. Dukla Prag konnte das Rennen für sich entscheiden. Im Anbetracht des starken Gegenwindes und der Stärke der anderen Boote war der Rückstand auf die gegnerischen Boote im Ziel akzeptabel und alle waren sehr zufrieden mit dem abschließenden 5. Platz.
Zur Belohnung gab es ein Foto mit Mirka Knapkova, Olympiasiegerin 2012 im Einer der Frauen, und ein Fass tschechisches Bier.