Skiff-Wochenende in Breisach

Welch wunderbares Gefühl sich einstellt, wenn der Tag noch nicht begonnen hat, die Welt am Morgen langsam erwacht, man das Boot von leichtem Morgentau benetzt ans Ufer trägt, entspannt und voller Vorfreude das Boot zu Wasser lässt, um dann konzentriert, einer rhythmischen Ruderbewegung folgend, eine leichte Spur durchs spiegelglatte Wasser ziehend, die Schwäne noch dösend in Ufernähe schwimmend auf die ersten Sonnenstrahlen wartend, langsam aber stetig auf die Vogesen am Horizont zuzufahren und auf den Moment zu warten bis die Sonne die Baumwipfel überschreitet – oder es regnet.
Am letzten Wochenende im August 2013 war die freudige Erwartung Wochen und Tage vor dem Ausflug ganz ähnlich, auch wenn natürlich kleine Einschränkungen dieses Bild etwas trüben könnten.
Beginnend mit dem Wetter könnte man dem interessierten Leser natürlich einen detaillierten Bericht zukommen lassen, aber eigentlich verliert man sich darüber auf den üblichen Postkarten schon mit viel zu vielen Zeilen in detaillierten Beschreibungen des selbigen und könnte dabei über viel spannendere Ereignisse berichten. Bedeutung mögen Regenschauer für die Landwirtschaft und den Hochwasserschutz haben, in den meisten anderen Bereichen ist der Einfluss geringer, auch wenn natürlich der Gesprächsumfang anderes vermuten lässt. Da gibt es täglich sich ändernde Wetterberichte, die durch moderne Technik ergänzt, der genauen Aussagekraft einer Bauernweisheit nahekommen und vieles an Vorbereitungen bedingen, aber wenig an der Situation ändern.
Kurz zusammenfassend könnte man das Wochenende als durchwachsen bzw. leicht verregnet charakterisieren.
Dies konnte nicht die freudige Erwartung auf den einleitenden Absatz mindern, aber ein entscheidender Punkt mag für die Mehrheit der 34 Teilnehmer dazu beigetragen haben, dieses Erlebnis nicht im gewünschten Maß erlebt zu haben – eine rhythmische Ruderbewegung.
Angereist am Freitagabend, um gemeinsam den Rhein zwischen dem deutschen Segelclub und Österreich zu befahren, begann der Ausflug zwischen Jugendherberge und Deich mit einem opulenten Mahl aus einem Sammelsurium verschiedenster Kühlschrankinhalte aller Teilnehmer. Ausklang fand der Abend dabei auf dem für die nächsten eineinhalb Tage okkupierten Steg des Breisacher Rudervereins e.V. mit etwas Wein, Bier, angenehmen Temperaturen und einem dezenten Sternenhimmel – zeitweise durchkreuzt von dem nicht ganz so dezenten Surren einer Drohne.
Am folgenden Tag – früh aufgestanden, um nach einem kurzen Frühstück die Boote aufzuriggern – war das Wasser bei angenehmen Außentemperaturen noch wunderbar ruhig. Beginnend mit zwei Skiff-Booten wurde der gemeine Teilnehmer darauf hingewiesen, wie er völlig problemlos aufs Wasser kommt, das Boot durch die Skulls stabilisieren kann, um dann freihändig auf selbigem eine leicht akrobatische Position einzunehmen – der spätere Sprung ins Wasser mit eingeschlossen. Der Wiedereinstieg war nach einer kurzen theoretischen Einweisung und etwas längeren praktischen Vorführung ebenso scheinbar einfach wie unkompliziert und eigentlich stand damit einem entspannten und kilometerreichen Wochenende auf dem Rhein nichts entgegen. Ob der Pferdeeinstieg oder der beherzte Damensitz, dies waren natürlich nur kurze Trainingseinheiten, die eine eventuelle Kenterung auf dem Neckar oder bei anderen Ruderveranstaltungen ein schnelles Einsteigen ermöglichen sollten. Primäres Ziel war es die rhythmische Ruderbewegung zu verfeinern und einen beherzten Ruderschlag – auch im Skiff – zu bewältigen.
Soweit die Idee.
Mehrere Skiff-Boote machten sich somit mit blutigen Anfängern auf den Weg einen kurzen Wiedereinstieg zu üben und dann Kilometer auf Kilometer im besagten Boot folgen zu lassen. Denn das primäre Ziel ist ja nicht der Spaß sondern die am Ende geleistete Strecke – im oder am Boot.
„Hände beisammen!“, „Skulls nicht loslassen!“, „Mehr Backbord/Steuerbord!“, „Gleichmäßig eintauchen!“, „Skulls auf einer Höhe!“ waren natürlich höfliche Ratschläge seitens der erfahreneren RuderInnen, wurden von uns AnfängerInnen aber nicht wirklich beherzigt. Die damit verbundenen Folgen ließen uns ein ums andere Mal den Wiedereinstieg üben. Im Allgemeinen wurde es zwar von Einstieg zu Einstieg besser, die geruderten Kilometer stiegen dabei allerdings nicht an, sondern näherten sich auf einem niedrigen Niveau der geschwommenen Strecke an.
Von blauen Flecken abgesehen, die sich an verschiedenen Körperregionen begannen leicht abzuzeichnen, wurde das Rudern um Stunde zu Stunde besser und es begann sogar Spaß zu machen – was aber zweitrangig ist. Hauptaugenmerk war und sind die geruderten Kilometer.
Neben unseren Booten konnten wir für einen kleinen Obolus einen wunderschönen, etwas alten, Holz-Achter vom örtlichen Ruderverein ausleihen. Genügend begeisterte RuderInnen und ein sehr leichten Steuermann waren für die zwei Tage vorhanden um das Boot lange Strecken über den Rhein gleiten zu lassen. Das quietsche zwar etwas unangenehm, bot aber die Möglichkeit – wenn man sich mit dem etwas wackligen Riemenzweier nicht aufs Wasser traute – das Riemenrudern zu erlernen und nach mehreren Fahrten Back- und Steuerbord gleichmäßig gut zu beherrschen.
Auf einen ruder- und regenreichen Nachmittag folgte – entgegen der Tradition gemeinsam, ein Restaurant aufzusuchen – ein Grillabend auf dem Gelände der Jugendherberge. Zeitweise durch Regen unterbrochen deutete sich an, dass der Abend gegenüber dem Vortag etwas früher enden würde und nach ein paar Gläsern Wein und wenigen Flaschen Bier der Großteil der TeilnehmerInnen vor zwölf Uhr das Bett aufsuchte. Ausgenommen die wenigen Streuner, die durch die erlebnisreiche Breisacher Innenstadt geschlendert sind.
Der Sonntag begann entspannter und etwas routinierter, da doch für alle Anfänger eine kleine Verbesserung gegenüber dem Vortag zu erkennen war und ausgiebige Badegänge meistens freiwillig waren.
Anlege- und Wendemanöver wurden unter Aufsicht von einem ehemaligen Leistungsruderer so lange durchgeführt bis diese auch letztendlich fast fehlerfrei von den AnfängerInnen zu bewältigen waren. Als gewöhnlicher Zuschauer gewann man zwar zeitweise den Eindruck, dass insbesondere bei dem Anlegemanöver die TeilnehmerInnen verdursten könnten, da nach unzähligen Versuchen zwar der Steg mit dem Boot berührt wurde, ein Ausstieg ohne Hilfe aber immer noch nicht möglich war.
Beim Mittagessen waren wir dann aber wieder vollständig.
Der Abschluss des Wochenendes in Breisach stellte die Regatta der nicht mehr ganz blutigen Skiff-Anfänger da, die sich glamourös einige hundert Meter in den neu erlernten Fähigkeiten zu messen versuchten. Die Gewinner dieser Regatta bekamen als Preis neben einem überschwänglichen Applaus auch die Möglichkeit ihre Erfahrungen vom Wochenende in Form eines kleinen Berichtes für dieses Magazin darzustellen.
Im Allgemeinen zu erwähnen wäre, dass eine gewisse Vorbereitung bezüglich des Auf- und Abrriggerns erforderlich war, das vor der Abreise und am Sonntag von allen Teilnehmern schnell und meistens routiniert durchgeführt wurde. Im Besondern gilt es die Organisation des Wochenendes, die dabei geleistete Vorarbeit und das unkomplizierte und vor allem lehrreiche Wochenende zu würdigen – nicht zu vergessen die vielen lehrreichen Stunden mit den routinierten RuderInnen, die uns Anfängern doch Sicherheit und vor allem Technik näher gebracht haben.
Vielen Dank Verena und allen anderen Helfern – es war ein schönes Wochenende!